PROGRAMM
Stimmerkrankungen im Unterricht erkennenEs treten immer wieder Stimmstörungen auf, sowohl im Unterricht als auch allgemein beim Singen. Oft kommt es spontan, durch Ruhe oder bessere Technik wieder zur Besserung. Gelegentlich ist die Situation unklar, unter anderem weil sich das „Instrument“ als Teil des Körpers im Hals verborgen hält und durch alle möglichen körperlichen Umstände beeinflusst werden kann. Körperlich und technisch/funktionell verursachte Symptome lassen sich oft nur schwer voneinander unterscheiden.Wie soll man im Gesangunterricht damit umgehen? Wann soll man abwarten und welchen Schülern oder Schülerinnen soll man eine Abklärung empfehlen?
Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Aber wir möchten mit diesem Kurs den Teilnehmenden ein Wissen vermitteln, welches hilft, sich mit diese Problematik etwas klarer zu sehen.
Als Kursinhalt wird das Folgende angeboten:
– Grundlagen, wie Anatomie und Physiologie in kleinen aber hilfreichen Portionen
– Vorstellung von verschiedenen Stimmerkrankungen in Form von konkreten Beispielen
– Theorie und Praxis zu Stimmregistern
– Gesangstechnisches und Logopädisches Übungsmaterial
Wir hoffen, damit einen bunten Strauss an wissenswerten Tipps und Tricks zu vermitteln und lassen viel Raum für Fragen und Diskussionen.
Wie viel Belastung hält eine Stimme aus (Zwicky und alle)
Man kann nicht ewig singen. Wie viel ist noch gesund? Wann wird es schädlich? Und welche Faktoren spielen hier eine Rolle? Erneut viele Fragen, die wir zu beantworten versuchen.
Workshops:
Laryngeale Register und akustische Register: Theorie und Praxis (Frischknecht)
In diesem Kurs werden die vier von ROUBEAU & HENRICH (2007) erforschten laryngealen Register M0-M3 den von BOZEMAN (2013) definierten akustischen Registern «Open Timbre», «Closed Timbre», «Whoop Timbre» und «Whistle Register» theoretisch gegenübergestellt und voneinander abgegrenzt. Danach erfolgt eine praktische Auseinandersetzung mit den akustischen Registern «Open timbre» und «Closed timbre» im laryngealen Register M1 anhand der Primal Sounds «Whinge» (Jammern) und «Yell» (Rufen) zur Abgrenzung zwischen purem Belting und brustigem «Misch-Belt».
In der zweiten Hälfte wird erklärt, wie ein Ton erzeugt wird, wie man beispielsweise hohe oder tiefe, bzw. laute oder leise Töne produzieren kann. Dies geschieht vor allem hinsichtlich möglicher Fehlfunktionen, die zu Stimmstörungen führen können.
Stimmarbeit konkret (Böhi)
Singen mit zu viel Druck, Kehle zu hoch, Atmung stimmt nicht… Die häufigsten Fehler sind oft auch die Hartnäckigsten. In dieser Stunde finden wir Übungen, welche diese Fehler an der Wurzel packen. Aufgefrischtes Hintergrundwissen bildet die Grundlage, um die richtige Übung für jede Situation zu finden. Um das Ganze praktisch anzupacken, wird uns eine Gesangsschülerin oder ein Gesangsschüler zur Verfügung stehen.
Stimme und Erkältung: Therapie und Prävention (Zwicky)
Der Kehlkopf ist das Instrument der Sängerin und des Sängers. Er ist aber auch ein Teil des Atmungssystems. Deswegen ist er den lästigen Erkältungsviren, die man einatmet, ausgeliefert. Die Stimme verliert ihre Qualität und Zuverlässigkeit oder geht vorübergehend ganz verloren.
Was sind die Möglichkeiten, dies günstig zu beeinflussen oder gar zu verhindern? Wir suchen Antworten.
Logopädische Stimmarbeit: Die Stimme stärken (Willisegger)
Eine geschwächte Stimme kann viele Ursachen haben, organische oder funktionelle, durch Fehl- oder Überlastung. Der Stimmklang ist oft hörbar instabil, behaucht, rau und mit abgeschwächter Resonanz. Aber auch die mühelose Steuerung von Höhe oder Tiefe, von Forte und Piano kann eingeschränkt sein. Häufig fehlt den Menschen mit geschwächter Stimme das Gefühl von Stütze, bzw. Körper und Kehlkopf stehen beim Sprechen und Singen nicht in Verbindung. Dies alles kann dazu führen, dass ein ausdrucksvolles und unangestrengtes, freies Sprechen und Singen verloren geht und die Leistungsfähigkeit der Stimme gemindert ist.
Auf Basis einer guten, ausführlichen Diagnose wird in der Stimmtherapie ein Stimmaufbau durchgeführt. Die Stimmtherapie kann Atemübungen, Stärkung und Beweglichkeit der Kehlkopfmuskulatur, sowie emotionale Komponenten beinhalten, um die Stimme in ihrer Leistungsfähigkeit zu verbessern und eine gute Voraussetzung für den Gesangsunterricht zu schaffen.
Der Einfluss von Hormonen auf die Stimme (Zwicky)
Der Kehlkopf reagiert auf gewisse Hormone. So kommt es zB. zu Kehlkopfwachstum und Mutation. Der weibliche Zyklus hat einen Einfluss auf das Phonationsorgan, wie später auch die Menopause. Beim Älterwerden ergeben sich auch Veränderungen im Stimmapparat, welche die Qualität der Stimme verändern können.
Soll man in der Mutation singen? Kann man währen der Menstruation ein Konzert singen? Ist es im Alter von 50 Jahren bei Frauen mit dem Singen vorbei? Warum sprechen ältere Männer oft etwas höher und Frauen tiefer?
Solche und ähnliche Fragen werden erläutert und diskutiert.
Einführung in die Akzentmethode nach Smith (1937) und in die physiologische Atemstütze nach Chapman (2012) (Frischknecht)
Möchtest du eine stimmtherapeutische Übungsabfolge kennenlernen, die bei einem «Übersingen» oder bei Ansätzen von Stimmlippenknötchen als wirksame «Erste Hilfe»- Übung angewendet werden kann?
Würdest du gern erfahren, wie die vier Stützzonen nach Chapman (2012) aktiviert werden und warum sie dafür sorgen, dass eine Stimme wesentlich länger belastet werden kann? In diesem rein praktischen Kurs werden wir beide Techniken ausführlich ausprobieren und erproben.
Twang, Sängerformant, Vokalausgleich sichtbar machen – der Einsatz von Frequenz-Handy-Apps im Gesangsunterricht (Böhi)
Twang, Sängerformant, Vokalausgleich sind wichtige Teilziele beim Singenlernen. Die Obertonspektren können mit Handy-Apps sichtbar gemacht werden. Im Kurs werden die folgenden Fragen beantwortet: Wie können wir Handy-Apps für die Stimmanalyse gewinnbringend einsetzen? Wie können uns solche Anwendungen im Unterricht unterstützen? Wie können die Lernenden sie beim Üben einsetzen?
Zuerst gibt es einen Crash-Kurs zum Thema Obertöne. Dann wird der Bogen zu Twang, Sängerformant, und Vokalausgleich geschlagen. Wenn wir die Theorie beisammen haben, werden wir selber Beispiele singen und die entstandenen Frequenzanalysen verstehen und deuten lernen.
Auch wenn für jemanden das Thema Obertöne und Frequenzanalyse völlig neu ist, kann er von diesem Kurs profitieren. |